Führungscoaching verstärkt Praxisbezug

Als Dozierender für Leadership an einer höheren Fachschule (www.hftm.ch) stehe ich oft vor einem Dilemma. In meinen Veranstaltungen referiere ich theoretische Grundlagen und Trends in der Führungslehre, bearbeite mit den Studierenden u.a. Fallbespiele, im Plenum oder bilateral kommt es zu einem Austausch über die persönliche Führungssituation. Natürlich wird auch reflektiert. Der Unterricht wird neben meinem Erfahrungshintergrund vor allem vom engagierten Mitmachen der Studierenden getragen. Doch entsteht dadurch ein enger Bezug zur Führungspraxis?

Seminarveranstaltungen vermitteln wichtiges theoretisches Grundwissen, vermögen jedoch dieses Wissen meist nicht ausreichend in die angestrebte Handlungskompetenz zu transformieren und werden der Einzigartigkeit jeder praktischen Führungssituation zu wenig gerecht. Die Erfahrungen des Dozierenden und der Mitstudierenden mögen anregend sein, sind aber dennoch nie die eigenen. Es wird nicht konkret genug am eigenen Führungshandeln gearbeitet. In der Umsetzung im anspruchsvollen Führungsalltag sind die Studierenden oft sich selbst überlassen. Gerade dort, wo viele Unterstützung bräuchten. So manche Karriere hätte mit geeigneten Ausbildungs- und Unterstützungsmassnahmen wohl eine andere Richtung genommen.

Abschlüsse und Diplome sind gesellschaftlich wichtig, werden aber in ihrer Praxisrelevanz meist überschätzt. Sie sollen belegen, dass erfolgreich Wissen erworben wurde. Sie belegen aber nicht, dass jemand in der Praxis Menschen kompetent führen kann.

«Theorie ohne Praxis ist leer, Praxis ohne Theorie ist blind»

 (I. Kant)

Coaching und gezielte Beratung können eine Brücke von der Theorie zur Praxis schlagen. Sie dienen dazu, individualisiert, bedürfnisgerecht und verdichtet Führungskräfte aus- und weiterzubilden. Ein Coach bzw. Berater sollte nicht erst dann hinzugezogen werden, wenn man in einer Krise steckt, sondern sollte als Option für eine gezielte, Führungskompetenzen aufbauende Aus- und Weiterbildung verstanden werden. Die vorher erworbenen theoretischen und methodischen Kenntnisse können hier auf den eigenen Führungsalltag angewandt und getestet werden. Mit Unterstützung des Coachs bzw. Beraters werden die gemachten Erfahrungen analysiert, geeignete Lösungen besprochen, dann umgesetzt sowie die Ergebnisse reflektiert.

Eine weitere Intensivierung der individuellen Führungsausbildung erfolgt dadurch, dass sich der Coach und die Führungskraft nicht nur in Gesprächen begegnen, sondern eine situative und diskrete Begleitung im Berufsalltag erfolgt. Die Beobachtungen des Coaches erlauben eine weitere Vertiefung des gegenseitigen Austauschs und der Effektivität des Lernens.